Ich kann leider nicht mit Bildern aufwarten. Ich hatte zwar in weiser Voraussicht das Ladekabel meiner Kamera eingepackt, die Kamera selbst dann aber in meinem “Handtaschenrucksack” vergessen. Trotzdem möchte ich euch meine Eindrücke nicht vorenthalten.
Für mich begann der BuCon schon einen Tag früher, sozusagen. Am Freitagmorgen um sechs in der Früh war ich mit einer Freundin verabredet, die mich auf dem Weg zu ihren Eltern in Dreieich absetzen wollte. Natürlich war es noch stockdunkel als ich aufstand. Mich begrüßte ein seltener Anblick: der abnehmende Mond als schmale Sichel an einem beeindruckenden Sternenhimmel. Die Tage, an denen man das Schwert des Orion mitten in Kiel sehen kann, lassen sich im Jahr an einer Hand abzählen.
Auch die Fahrt war bemerkenswert, nämlich bemerkenswert unproblematisch. Es gab zwar Staus in diversen Baustellen, aber lediglich auf der Gegenseite. Sogar das Hotel in Sprendlingen fanden wir auf Anhieb und ohne Navi.
Der Abend verlief anders als ursprünglich geplant: Ich traf Wolfgang, einen Forumsfreund, unverhofft auf dem Hotelflur (das Hotel war voller Geschichtenweber, kein Wunder!). Und er lud mich ein, nicht zum Vortreffen zu gehen, sondern statt dessen mit ihm, Berta Berger und ihrer Schwester bei einem Italiener zu Abend zu essen. Was soll ich sagen? Es fühlte sich irgendwie an wie Schicksal. Eine freudige Stimme in mir sagte: Mach das!
Das Schicksal meinte es gut mit mir – ich bekam einen sehr freundlichen, aber bestimmten figurativen Tritt in eine rückwärts gelegene Körperregion, zusammen mit dem Hinweis, dass ich mich doch wieder etwas mehr der Schreiberei widmen sollte. Ich gelobte Besserung.
Und das Schicksal erhörte mich. Noch kann ich keine Einzelheiten erzählen, aber ich erlebte am Samstag auf dem BuCon zwei Begegnungen der autoriellen Art, die es in sich hatten. Danach war mir praktisch alles egal, sogar meine Lesung mit den Geschichtenwebern, wo ich den Mannwolf vorstellen konnte. Die Lesung lief wunderbar, vielleicht, weil ich mich noch mitten in einem Schockzustand befand und keinen Raum für gesteigerte Nervosität hatte. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele “Mannwölfe” ich signiert habe, aber es war bestimmt ein halbes Dutzend.
Die Verleihung des Deutschen Phantastikpreises in all seinen Rubriken bekam ich nur durch einen betäubten Nebel mit. Trotzdem möchte ich Nina Horvath zum Preis für die beste Kurzgeschichte, und Erik Schreiber zum Preis für die besten Anthologie gratulieren. Das immerhin habe ich noch registriert. Herzlichen Glückwunsch!
Das traditionelle Abendessen im Alt-Sprendlingen war zunächst von Enge geprägt. Das Restaurant hatte Schwierigkeiten, alle Teilnehmer aufzunehmen, die nach dem Ende der Preisverleihung dorthin strömten. Ich muss aber zugeben, dass sie sich wirklich alle Mühe gaben und das Essen trotz diverser Platzwechsel völlig richtig zugestellt haben. Nächstes Jahr müssen wir wohl das ganze Restaurant für uns reservieren!
Am Samstagvormittag hatte ich auch mein größtes Dilemma lösen können: Wie ich am Sonntag vom Hotel zum Bahnhof am Flughafen Frankfurt kommen sollte – denn die versprochene Direktbuslinie fährt sonntags erst ab halb eins! Und mein Zug ging schon um 10:42. Zum Glück erklärte sich Oliver, ein weiterer Geschichtenweber, bereit, mich auf seinem Heimweg dort abzusetzen. So konnte ich gemütlich am Sonntagmorgen ausschlafen (bis 8 Uhr, das ist schon lange für mich), und dann in aller Ruhe frühstücken.
Auch während der Rückreise blieb mir das Schicksal gewogen. Dank Navi erreichten wir den Bahnhof problemlos. Mein reservierter Sitzplatz wurde ohne Murren freigemacht. Und nach dem Halt im Frankfurter Hauptbahnhof fuhr ich sogar in die richtige Richtung, nämlich vorwärts.
Als der Zug dann immer mehr Verspätung aufbaute und sogar mitten auf der Werrabrücke für zehn Minuten stoppte (wegen “technischer Probleme des Zuges vor uns”), hatte ich den Verdacht, es sei nun vorbei mit dem Glück. Ich ahnte ja nicht, was die Reisenden vor mir zu ertragen hatten, sollte es aber im Laufe der Reise erfahren: Das Stellwerk in Göttingen hatte einen Ausfall, so dass der Zug an Göttingen vorbei geleitet wurde. Ergebnis: Mein Zug wurde in Göttingen von allen Reisenden gestürmt, die auf dem Bahnhof sitzen geblieben waren.
Und so wuchs die Verspätung auf ein Maß, das meinen Anschluss nach Kiel zu bedrohen begann, obwohl ich anfangs über die dort vorgesehene, großzügige Umsteigezeit gelästert hatte. Doch die Besatzung machte Fahrt, so dass mir zum Schluss mit zehn Minuten reichlich Zeit blieb, über den Bahnsteig zu spazieren und in den Zug am Gleis gegenüber einzusteigen.
In Neumünster fanden sich dann die Reisenden des Unglückszuges ein, der dort seine Fahrt nach Kiel abbrach, weil er umgehend zurückfahren musste. Die armen Menschen waren inzwischen mit über drei Stunden Verspätung unterwegs, während ich fast planmäßig um kurz vor 17 Uhr in den heimatlichen Bahnhof einrollen konnte.
Das ganzn Wochenende langt meinte es das Schicksal wirklich gut mit mir. Aber nicht nur das war Grund zu Freude: Es ist einfach wunderbar, die vielen Autorenfreunde zu treffen, neue Freundschaften zu knüpfen und einfach mal ein Wochenende rein der Schreiberei zu widmen.
Und das werde ich jetzt auch wieder tun.
Ich habe es leider bisher noch nie auf den BuCon geschafft, deshalb freue ich mich über alle Erlebnisberichte. 🙂
Das freut mich wiederum, auch wenn mein Bericht doch eher persönlich gehalten ist. 🙂