Neulich habe ich ja mal ein wenig über das Schreiben im Präsens hergezogen. Nun habe ich letzte Woche einen kleinen Roman im Präsens gelesen – und es hat ganz gut funktioniert. Das lag unter anderem an dem Ort, wo dieser Roman spielt, und natürlich auch etwas am Thema. Mehr dazu gleich.
Ich bekomme häufig Informationen und Werbung für Ebooks, die für einen Tag kostenlos bei Amazon angeboten werden. Inzwischen bin ich ja etwas schlauer geworden und schaue mir die Rezensionen an, bevor ich so ein Ebook “kaufe”. Aber ab und an probiere ich auf diese Weise eben doch Autoren und Bücher aus, die ich sonst nicht lesen würde. Das ist ein schöner Nebeneffekt, wenn man einen Kindle besitzt.
Diesmal war es ein Jugendbuch mit einem heiklen Thema: Selbstmord. Als ich anfing, war ich ziemlich skeptisch. Präsens. Teenager … oh, Mann. Und dann fängt das Buch auch noch mit KO-Tropfen und einer Vergewaltigung an. In der Tat bringt sich Piper nach wenigen Kapiteln um. Doch das ist erst der Anfang. Sie landet in der Station – eine Art Zwischenstation zwischen Himmel und Hölle (wobei die Hölle auch nicht das ist, was die Bibel beschreibt). Dorthin kommen alle Menschen, die sich umbringen. Ihr Aufgabe ist es von nun, an weitere Selbstmorde nach Möglichkeit zu verhindern.
Im Buch werden dann zwei “Jobs” von Piper beschrieben, und das durchaus humorvoll. Im ersten Job soll sie sich um Sloan kümmern, einen vom Schicksal ziemlich gebeutelten jungen Mann. Sie landet in seinem Kopf und hat als einziges Instrument lediglich ihre Stimme. Sie bringt Sloan dazu, sein Leben zu ändern. Kurz darauf geht es ihm besser, aber er hat noch immer eine Waffe im Schrank. Noch ehe Piper das Gefühl hat, Sloan ist wirklich in Sicherheit, wird sie wegen eines Notfalls in die Station zurückgeholt. Ein anderer “Mitarbeiter” hat offenbar nicht nur einen Selbstmord verhindert, sondern den betreuten Jungen dazu ermutigt …
Pipers nächster Auftrag ist ein relativ junges Mädchen mit einer schwierigen Lebenssituation. Sie wird in der Schule gemobbt. Die Hilfe Pipers wirkt ein bisschen simpel, aber immerhin, auch diesem Mädchen geht es besser.
Als Piper nach erfolgreichem Abschluss wieder auf der Station ist, herrscht eine gespannte Stimmung. Und als Piper entdeckt warum, … nun, das müsst ihr dann schon selbst lesen. Ich möchte jedenfalls durchaus den zweiten Band genießen.
Mir hat die doch recht lockere, aber auch eindringliche Art gefallen, wie mit dem Thema Selbstmord umgegangen wird. Sowohl die Hilflosigkeit von Pipers Freunden und Eltern, aber auch Pipers Art, sozusagen von innen heraus gegen weitere Selbstmorde zu kämpfen, wird gut dargestellt. Für ein Jugendbuch passt das und ist trotzdem noch unterhaltsam. Warnung: Das Buch gibt’s nur auf Englisch.
Wenn ich Sterne vergeben würde … wahrscheinlich vier von fünf. Nett zu lesen, aber im Endeffekt doch ein bisschen oberflächlich. Und es gibt Punktabzug für das Titelbild. *schauder*
*Original von Trish Marie Dawsons Website