Mein Plan ist es ja, die Lar Elien Romane als Ebooks zu veröffentlichen. Und so habe ich mich in den letzten Wochen konkret mit der Frage beschäftigt, wie aus einem Manuskript tatsächlich ein Ebook wird, das man auf dem Kindle oder anderen Readern lesen kann.
Das ist nicht trivial. Egal ob man nun in Microsoft Word schreibt, OpenOffice oder anderen Textverarbeitungsprogrammen, man wird dort kein Konvertierungsprogramm für Ebooks finden. Diese Programme sind darauf ausgerichtet, Texte zu schreiben und dann … auszudrucken.
Ich selbst nutze LibreOffice, den Nachfolger von OpenOffice, seit Sun dort die Open Source Arbeit eingeschränkt hat. LibreOffice gefällt mir aus zwei Gründen sehr gut: Es hat einen eingebauten PDF-Konverter und es ist kostenlos. (Download)
Aber wie kommt man nun von einem Textdokument zu einem Ebook?
Zunächst muss man sich die Unterschiede zwischen Ebook und gedrucktem Buch klarmachen. Ein Ebook hat kein festes Format. Bei einem gedruckten Buch wird das Format des Textes vor allem durch die Seite bestimmt. Schriftgröße, Aufteilung, Silbentrennung und das Umblättern sind dadurch vorgegeben, bzw. werden beim Setzen des Buches ausgewählt. Das kennen wir alle seit Kindesbeinen und sind damit so vertraut, dass man sich kaum vorstellen kann, ein Buch ohne Seiten zu lesen.
Beim Ebook ist das anders. Der Leser kann die Schriftgröße selbst festlegen und sogar von Längs- auf Querformat umschalten – und damit werden viele Formatierungen hinfällig. Es macht keinen Sinn mehr, Silbentrennungen einzugeben, wenn am Ende ein Wort mit Trennungsstrichen mitten auf der Seite steht. Feste Seitenumbrüche sind hinderlich, weil sie nicht mehr zwangsläufig am Ende einer Bildschirmseite erscheinen. Der größte Horror für Setzer muss es sein, die Schusterjungen und Hurenkinder-Regelungen nicht mehr umzusetzen, weil die Seite als formatgebende Einheit nicht mehr existiert. Es ist einfach nicht mehr vorhersagbar, wo der Bildschirmausschnitt endet. Es gibt logischerweise daher auch keine Seitenzahlen mehr.
Wir als Selbst-Herausgeber können nur noch die Schriftart bestimmen, Überschriften markieren und einige manuelle Seitenumbrüche eingeben – ich mag es z.B. immer noch, wenn ein neues Kapitel auch auf einer neuen “Seite” anfängt. Mehr Formatierung ist nicht mehr sinnvoll. Das heißt, unser Manuskript muss “bereinigt” und für die Konvertierung zum Ebook vorbereitet werden.
Nun habe ich ein Programm entdeckt, mit dem man .doc -Dateien in Ebook-Dateien umwandeln kann. Es heißt Sigil und ist – netterweise! – kostenlos. (Download)
Noch habe ich nicht viel mit Sigil gearbeitet, daher kann ich nur wenig dazu sagen. Das Wichtigste ist aber, dass Sigil vor allem mit Styles bzw. Textformaten arbeitet. Das heißt, in unserem Manuskript müssen Überschriften z.B. mit dem Text-Stil “Überschrift 1” gekennzeichnet sein, der Text als solcher eben als “Textkörper”. Sigil erstellt aus den Überschriften selbständig ein Inhaltsverzeichnis – braucht also unbedingt diese Kennzeichnungen.
Wer Tabulatoren verwendet hat, um Einzüge am Absatzanfang zu erzeugen, ist jetzt gekniffen. Sigil erkennt diese nicht, sondern verlangt eine Formatierung über das Absatzformat selbst, die “Einrückung”. Das macht auch viel mehr Sinn, weil man das viel schneller ändern kann. Also, niemals Tab für Einrückungen verwenden. Niemals!
Für mich ist die Arbeit mit Textformaten neu. Es bedeutet, dass ich in LibreOffice feste Textformate für meine Romane festlegen muss. Der Vorteil ist, dass dann alle Romane auch gleich aussehen werden. Dann muss ich alle Manuskripte durchgehen und die Überschriften markieren. Bislang habe ich das bewusst nicht getan, um einem Setzer nicht unnötige Arbeit zu machen – in der Hoffnung, dass ein Verlag die Bücher nimmt.
Sigil erstellt aus einer Textdatei eine Ebookdatei, und zwar im .epub-Format. Das ist ein prima Ausgangspunkt, denn epub ist dabei, sich zu einem Standard zu entwickeln. Amazons Kindle allerdings arbeitet vorzugsweise mit dem .mobi-Format. Nun kann man Textdateien bei Amazon direkt hochladen und in Kindle-Dateien umformatieren lassen, man bräuchte also dafür Sigil gar nicht. Mir ist es aber lieber, ich weiß schon vorher, wie mein Buch als Ebook aussehen wird.
Wie komme ich also von einem .epub zu einer Kindle-Datei? Da hilft wieder ein nettes, kostenloses Program: Calibre. (Download)
Calibre ist eigentlich eine Datenbank für Ebooks. Es verwaltet alle Ebooks, sammelt sie in einem Ordner und erlaubt es uns, die Buchinformationen wie Autor, Titel, etc. zu verändern. Und was in diesem Moment besonders wichtig ist – es kann Formate konverieren. So wird aus einem Kindle-Buch ein .epub, das man mit jedem anderen Reader lesen kann. Umgekehrt kann man sich .epub-Dateien in das Kindle-Format umwandeln lassen. Genau das schwebt mir gerade vor, damit ich mein Ebook auf meinem Kindle testen kann.
Der Weg vom Manuskript zum Ebook läuft also – zumindest sieht es für mich gerade so aus – von LibreOffice über Sigil und Calibre. So kann ich ein Manuskript für alle Formate optimieren und habe die Kontrolle darüber, was beim Konvertieren passiert.
Und jetzt heißt es, sich mit Sigil einzuarbeiten, damit meine Testleser meine Romane bald auch komfortable mit dem Reader lesen können. Dazu habe ich mir eine Kurzgeschichte ausgesucht, die ich als Versuchsballon über Amazon veröffentlichen will. Ich werde berichten.